Zuhause statt Notunterkunft – Housing First soll zum Regelangebot werden

Housing First soll ab 2027 in Bremen in die Entgeltfinanzierung überführt werden. Entsprechende Vorbereitungen laufen bereits, wie der Senat heute in der Fragestunde in der Stadtbürgerschaft ankündigt. 2019 hatte die rot-grün-rote Koalition auf Initiative der Linksfraktion die Einführung von Housing First in Bremen als Modellprojekt beschlossen. Housing First ist ein international erfolgreicher Ansatz, Menschen aus der Obdachlosigkeit zu holen und ihnen schnell und unkompliziert zu einer eigenen Wohnung zu verhelfen sowie begleitende Unterstützung anzubieten.

Sofia Leonidakis, Vorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Bremischem Bürgerschaft, begrüßt diese angekündigten Aktivitäten: „Housing First ist für Bremen unverzichtbar, und die Überführung vom Pilot- zum Regelangebot deshalb nur logisch. Seit dem Start 2022 haben 47 Menschen dank Housing First ein neues Zuhause gefunden, deutlich mehr wurden und werden in dem Projekt betreut mit dem Ziel, eine eigene Wohnung zu erhalten. Der Träger plant aktuell 20 Neuaufnahmen pro Jahr – und der Bedarf ist angesichts vieler Hundert obdachloser Menschen in Bremen sicherlich weit höher. Nicht alle davon werden in Housing First gehen, es ist davon auszugehen, dass Notunterkünfte und Toleranzflächen weiter notwendig bleiben. Housing First leistet aber einen wichtigen Beitrag zur Beseitigung von Wohnungslosigkeit. Deshalb ist die dauerhafte Absicherung so wichtig, denn Wohnen ist ein Menschenrecht!“

Im Unterschied zu der bisherigen Zuwendungsfinanzierung bedeutet eine Entgeltfinanzierung, dass das Budget für Housing First nicht gedeckelt ist, sondern je erbrachter Unterbringung entsprechend vergütet wird. In anderen Worten: Das Angebot wird zum Regelangebot in der Wohnungslosenhilfe. Das schafft Transparenz und Verlässlichkeit – sowohl für den Träger als auch für die Menschen, die Hilfe benötigen.

Sofia Leonidakis weiter: „Mit Housing First haben wir eine neue Seite in der Bremer Wohnungslosenpolitik aufgeschlagen! Wenn das Projekt ab 2027 in die Entgeltfinanzierung übergeht, ist das ein weiterer Meilenstein. Housing First bedeutet: erst ein Dach über dem Kopf, dann die übrigen Bedarfe. Wer auf der Straße lebt, bekommt ohne Vorbedingungen eine eigene Wohnung – kombiniert mit Beratung und Unterstützung.

Die Erfahrungen zeigen: Ein sicheres Zuhause wirkt stabilisierend, Probleme wie Sucht, Arbeitslosigkeit und Schulden lassen sich einfacher lösen.  Mit Housing First schaffen wir eine echte Perspektive abseits des gefährlichen Lebens auf der Straße und ermöglichen obdachlosen Menschen ein Leben in Würde. Unser Ziel ist es, Housing First als Regelangebot in der Obdachlosenhilfe zu etablieren. Mit den aktuell laufenden Vorbereitungen in der Vertragskommission zum Zwölften Buch Sozialgesetzbuch (SGB XII) nähern wir uns diesem Ziel mit großen Schritten.“


Die Senatsantwort auf die Linke-Anfrage:

Anfrage 15: Überführung Pilotprojekt Housing First als Regelangebot
Anfrage der Abgeordneten Sofia Leonidakis, Dariush Hassanpour, Nelson Janßen und Fraktion Die Linke

Wir fragen den Senat:
1. Wann soll das Pilotprojekt Housing First, welches von der rot-grün-roten Regierung im Jahr 2019 initiiert wurde, als Regelangebot im Rahmen des SGB XII verstetigt beziehungsweise ausgeweitet werden?
2. Welcher Prozess ist für die Überführung als Regelangebot geplant?
3. Welche Zeitschiene ist hierfür vorgesehen?

Die Fragen 1 bis 3 werden zusammen beantwortet:
Die Angebote der Unterstützung für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten und der Wohnungslosenhilfe im Land Bremen werden aktuell in der Vertragskommission SGB XII weiterentwickelt. Derzeit werden die fachlichen Leistungsbeschreibungen für wohnraumbegleitende Hilfen erarbeitet. Hierbei wird auch das Pilotprojekt Housing First mit behandelt. Geplant ist, dass eine Überführung in das Entgelt dann zu 2027 möglich sein wird. Das Modellprojekt Housing First wird noch bis Ende 2026 als zuwendungsfinanziertes Projekt fortgeführt.